Im Interview: Felix Schlereth, Renault Trucks

Wie definieren Sie Mobilität? Was bedeutet Mobilität für Sie bzw. für Ihr Unternehmen?

Mobilität ist für uns das Rückgrat einer modernen Gesellschaft. Nur durch die Mobilität von Gütern und Menschen können wir zum Beispiel Technologie erschaffen und immer weiterentwickeln. 

Kurzgesagt: Ohne Lkw keine Versorgung und kein Wohlstand. 

Alst Hersteller haben wir die Verantwortung, Mobilität zukunftsfähig zu machen.

Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus (2040)?

Vermutlich wird der Pkw-Verkehr in den städtischen Ballungsräumen bis zum Jahr 2040 geringfügig abnehmen, der Lieferverkehr dagegen um ca. 100 % zunehmen. 

In ländlichen Gebieten bleiben der Pkw und das Nutzfahrzeug die Verkehrsmittel der Wahl. Städter werden dagegen verstärkt auf den öffentlichen Nahverkehr und nicht motorisierte Verkehrsmittel umsteigen – Dienstleister, Behörden und Einzelhandel sind für sie leicht zu erreichen.

Es werden im Jahr 2040 auf vielen befahrenen Straßen auch schon autonome Flotten unterwegs sein. Es werden Elektroautos flächendeckend auf den Straßen unterwegs sein.

Die Verbrenner, Benzin- und Dieselhybride, Plug-in-Modellen wird es allerdings dann noch geben, hervorgerufen durch wesentliche Einschränkung: Politische Vorgaben, technologische Entwicklungen und insbesondere die Nachfrage von Verbraucherseite

Neue Mobilitätsangebote und der wachsende Onlinehandel tragen zur zunehmenden Fahrleistung bei.Allein die Nutzfahrzeuge im Logistik- und Warenverkehr werden in den kommenden 20 Jahren ihre Fahrleistung verdoppeln.

„Generell gilt, dass die Ware immer mehr zum Kunden und der Kunde immer weniger zur Ware kommen wird.“

Was ist die größte Herausforderung der Mobilitätswende und wie kann sie bewältigt werden? Worin bestehen die größten Mobilitäts-Herausforderungen für Ihre Branche?

Das Problem von Mobilität und generell der heutigen Industriegesellschaft ist, dass Sie auf dem Verbrennen fossiler Rohstoffe beruht. Dies heizt den Planeten auf und zerstört die Lebensgrundlage zahlreicher Lebensformen. Die fundamentale Herausforderung besteht darin, mobil zu sein, ohne dabei Treibhausgase zu emittieren. Gelingen kann das durch die bessere Auslastung, Elektrifizierung und Vernetzung der heutigen Verkehrsträger.

Die Wende hin zu elektrischen und geteilten Verkehrsträgern erfordert eine Änderung der Gewohnheiten und Prozesse für uns Menschen. Das Paradoxe dabei ist, dass Nachhaltigkeit heute oft noch ein Luxusgut ist. In Zukunft aber muss es die kostengünstigere Alternative sein.

Der Beitrag von Renault Trucks Deutschland ist, dass wir das, was heute schon elektrisch funktioniert, NUR noch elektrisch anbieten (Alle Baureihen bis 26 Tonnen sind nur noch mit elektrischen Antrieben verfügbar.) Ende 2023 sind wir außerdem der erste Anbieter der von 650 kg bis 44 Tonnen alle Baureihen elektrisch anbieten kann. Außerdem haben wir unsere künftigen Meilensteine im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen gesetzt (SBTI Science Based Targets Intative). Bis 2030 50 % aller Fahrzeuge elektrisch. Bis 2040 100 % aller Fahrzeuge ohne fossile Kraftstoffe.

Welche Mobility Vorbilder oder Best Cases beeindrucken Sie gerade ganz besonders und warum? Wer ist ein Pionier oder Vorbild und warum?

Ich finde es einen mutigen Schritt, dass wir als Renault Trucks Deutschland im Verteilersegment (bis 26 Tonnen) keine Verbrennerfahrzeuge mehr anbieten. Mit solch einer Entscheidung macht man sich natürlich nicht nur Freunde, …. aber in der heutigen Zeit braucht es Unternehmen, die voran gehen, klar und verantwortungsvoll handeln.

Persönlich ist auch Elon Musk für mich eine beeindruckende Figur der Mobilitätswende. Bemerkenswert ist dabei, dass er mit Tesla das über Jahrzehnte geltende Mantra des Outsourcings auf den Kopf gestellt hat. Durch die hohe Wertschöpfungstiefe ist Tesla schneller bei Innovationen und resilienter in der Wertschöpfungskette.

Im deutschsprachigen Raum finden wir das Ökosystem rund um Energie, Gebäudetechnik und Mobilität, welches Philip Schröder mit seinem Hamburger Startup „1,5 Grad“ gerade aufbaut, sehr beeindruckend.

Wo steht Ihre Branche in puncto Mobilität in 5 Jahren?

Wir sind momentan einer der führenden Lösungsanbieter in Europa, wenn es darum geht urbanen Güterverkehr nachhaltig und effizient zu gestalten (Volvo Group: 50 % Markanteil bei vollelektrischen Lkw in Europa). Ende 2023 sind wir außerdem der erste Anbieter, der von 650 kg bis 44 Tonnen alle Baureihen elektrisch anbieten kann. In fünf Jahren sehen wir die nächste Generation elektrischer Nutfahrzeuge auf die Straße rollen und haben dann hoffentlich einen Teil dazu beigetragen, Hamburgs Ver- und Entsorgung mit Rohstoffen und Gütern umweltfreundlicher, leiser und effizienter zu machen.

Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren für die urbane Mobilität der Zukunft?

Die Entwicklung effektiver, ausgewogener, sicherer und geschützter öffentlicher Verkehrssysteme

Einhaltung von Luftqualitätsnormen und anderen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität

Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur - physisch und digital - zur Unterstützung innovativer Mobilitätslösungen aus dem öffentlichen und privaten Sektor Anpassung an die Innovation und Akzeptanz von Fahrzeugen (autonom, verbunden, elektrisch, gemeinschaftlich, stationslos)

Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren für die nachhaltige Mobilität/erneuerbaren Energien der Zukunft?

Damit eine Energie als nachhaltig gelten kann, dürfen ihre Produktion und Nutzung keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt nach sich ziehen.

Wasserkraft, Windkraft, Sonnenenergie, Biomasse und Erdwärme sind die Energie-Quellen, die für nachhaltige Mobilität genutzt werden sollten.

Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren in Bezug auf Connectivity, Digitalisierung der Mobilität?

Um digitale Mobilität zu ermöglichen, müssen drei grundlegende Voraussetzungen erfüllt sein: Zuverlässiger Netzzugang, mobil vernetzte Endgeräte und leicht nutzbare Anwendungen, sprich Gebrauchsfreundlichkeit und Benutzerfreundlichkeit. 

Hinzu kommen Anforderungen wie Datensicherheit, Datenschutz, Verfügbarkeit oder Zuverlässigkeit.

Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren im Bereich Logistik, Güterverkehr, urbane Logistik?

Die Logistik steht vor großen Herausforderungen, bei deren Bewältigung sie auf den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und soziale Ausgewogenheit aufbauen muss. Eine solche Neuausrichtung braucht technologische und energiewirtschaftliche Innovationen und hat gesellschaftliche Entwicklungen zu berücksichtigen. Für die Logistik der Zukunft stellt sie in gleichem Maß Chance und Risiko dar.

HEY/MOBILITY HAMBURG ist ein innovatives, inspirierendes Mobility Festival, um die Zukunft des gesamten Mobility Ecosystems zu beleuchten. Welche Erwartungen haben Sie an das Mobility Summit?

Wir freuen uns natürlich, dass wir Renault Trucks und unseren Beitrag zur Gestaltung der Mobilität der Zukunft vorstellen dürfen. Es ist spannend, die Menschen kennen zu lernen, die Hamburgs Mobilität vorantreiben 

Ein interessanten Austausch unter „Pionieren „ und denen, die es werden wollen wäre wünschenswert……..

Was wollten Sie hinsichtlich intelligenter Mobilitätslösungen von morgen immer schon einmal loswerden? Wild Card!

Renault Trucks und die Groupe Jacky Perrenot sind eine Koalition eingegangen, um die Zustellung im urbanen Umfeld neu zu gestalten. Die Partner haben neuartige und intelligente Logistiklösungen entwickelt, die große Vorteile hinsichtlich Sicherheit, Umweltverträglichkeit und Produktivität versprechen. Es geht um eine innovative Lösung, bei der traditionelle Container mit einem neuartigen automatisierten Be- und Entladesystem ausgestattet werden.

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Jetzt hier kostenfrei für HEY/MOBILITY HAMBURG am 12. und 13. Juni 2024 in der Handelskammer Hamburg anmelden: https://hey-hamburg.com/tickets

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Speaker Announcement: Dr. Phanthian Zuesongdham, HPA

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Speaker Announcement: Andreas Rau, Transport System Bögl