Im Interview: Lars Stevenson, CEO, Claris

Wie definieren Sie Mobilität? Was bedeutet Mobilität für Sie bzw. für Ihr Unternehmen?

Mobilität ist erst einmal ein Stück Freiheit. Wir leben in einer vernetzten globalisierten Gesellschaft. Mobilität ist die Grundlage für persönliche Kommunikation und Umsetzung des persönlichen Lebensstils.

Mobilität in einer industrialisierten Welt sollte aber auch möglichst verantwortungsvoll wahrgenommen werden. In unserem Unternehmen fahren wir elektrisch und hinter der ELARIS Ladekarte steckt ein Ökostrom Anbieter.

Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus (2040)?

In 2040 wird sich die Mobilität mittels Passagierdrohnen in die Luft verlagern. Ich gehe davon aus das dies schneller als gedacht passiert – entsprechende Fluggeräte sind bereits vorhanden.

Begrenzender Faktor ist die immer umfangreichere Regulation und Behörden mit Ihrer Komplexität und Langsamkeit neue Wege in der Mobilität verzögern.

Die Lust an Neuem – auch einmal voranzugehen – ist kaum noch vorhanden. Ich bin ein großer Fan der Idee einer unterirdischen Magnetröhre wie z.B. der Hyper-Loop.

Mobilität wird bis 2040 immer flexibler angeboten werden. Ich nutze Verkehrsmittel incl. dem Auto dann, wann ich es brauche. In meiner Generation war das Auto ein Stück Freiheit, ein Stück Persönlichkeitsdarstellung. In der heutigen Zeit reduziert auf ein Fortbewegungsmittel günstig und effektiv von A nach B zu gelangen. Das wird sich immer mehr auf das Mobilitätsangebot im Generellen auswirken.

Was ist die größte Herausforderung der Mobilitätswende und wie kann sie bewältigt werden? Worin bestehen die größten Mobilitäts-Herausforderungen für Ihre Branche?

Die Transformation vom fossilen Antrieb zum elektrischen ist ein sehr politischer.  Die größten Herausforderungen sind dabei auch die systemischen. In einem Land wie China wird es durch die Regierung festgelegt und mit hoher Geschwindigkeit umgesetzt. China will eine führende Industrienation werden und setzt auf moderne Technik und umweltkompatible Technologien. Außerdem sind nun einmal fossile Brennstoffe endlich.

In Europa wird sehr viel diskutiert und viele Meinungen gehört – viele Lobbygruppen wollen auch berücksichtigt werden.  Bei all den Vorteilen einer intensiven Berücksichtigung Interessen vieler und deren Mitbestimmung macht es uns aber auch in der Mobilitätswende langsamer.

Als E-Fahrzeug Hersteller fällt es uns schwer dieses politische Hin- und Her nachzuvollziehen. Plötzlicher Wegfall von Förderungen und Rahmenbedingungen schafft Unsicherheit im Markt.

Eine Mobilitätswende bedarf auch Investitionen, die gerade im Bereich Ladeinfrastruktur durch staatliche Mittel gefördert oder sogar umgesetzt werden muss.  Der Staat baut die Straßen, früher hat der Staat auch die Bahn aufgebaut. Wenn der Staat nun eine Wende herbeiführen möchte, muss der Staat auch die Grundlagen mit der Wirtschaft schaffen.  Es geht ja nicht nur um eine Ladesäule – es geht um die Zuleitung, den Ausbau des Stromnetzes und die Schaffung von belastbaren Rahmenbedingungen auf Jahre, die der Wirtschaft bei einem Investment einen gesicherten Return of Investment garantieren.

Welche Mobility Vorbilder oder Best Cases beeindrucken Sie gerade ganz besonders und warum? Wer ist ein Pionier oder Vorbild und warum?

Als Staat ist es ganz klar China.  Vor 7-8 Jahren konnte man in Peking kaum richtig atmen. Heute fahren überwiegend elektrische Fahrzeuge auf den Straßen. Alle Taxen, E-Roller und ein hoher Anteil an privaten E-Fahrzeugen.

Heute kann man in manchen Nächten in Peking die Sterne sehen.

Wo steht Ihre Branche in puncto Mobilität in 5 Jahren?

5 Jahre sind in Deutschland und Europa keine lange Zeit – ich glaube das wir hier tatsächlich wenig Veränderung sehen. Ich glaube auch, dass die Politik wie die etablierten Hersteller mittlerweile verstanden haben, dass sie in der Akuumutoren Technik die Chinesen nicht mehr einholen.  Ich erwarte daher, dass das Verbrennerverbot gekippt wird, was Frau Leyen indirekt schon angedeutet hat.

Das wird die Mobilitätswende hin zur Elektrifizierung letztlich verzögern.

Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren für die urbane Mobilität der Zukunft?

Meiner Erfahrung nach sind bestimmende Erfolgsfaktoren das Preisangebot und ein einfacher Zugang.  Kann ich es mir leisten oder ist es die billigste Variante, die zum Ziel führt, wird es die Mehrheit nutzen. Kann ich es einfach nutzen ohne Zugangsbarrieren wird es ein Erfolg. Alles andere geht nur über Gesetze.

Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren für die nachhaltige Mobilität/erneuerbaren Energien der Zukunft?

Auch hier gilt nach meiner Erfahrung das gleiche wie bei der urbanen Mobilität.

Was sind die kritischen Erfolgsfaktoren in Bezug auf Connectivity, Digitalisierung der Mobilität?

Schauen Sie sich den Netzausbau in Deutschland an. Alleine an unserem Standort in Bad Dürkheim wird seit mehreren Jahren versucht ein Glasfaser Kabel zu verlegen. In ein Industriegebiet mit vielen Gewerbetreibenden. Hier sind nur noch Unternehmen die gar kein schnelles Internet brauchen. Gleiches in Grünstadt – wir haben uns mit Star Link ausgeholfen. Peinlich für den Standort Deutschland.

Die Welt ist digital geworden und für das heutige, aber noch mehr für das zukünftige Angebot braucht es schnelle und sichere Datenleitungen.

HEY/MOBILITY HAMBURG ist ein innovatives, inspirierendes Mobility Festival, um die Zukunft des gesamten Mobility Ecosystems zu beleuchten. Welche Erwartungen haben Sie an das Mobility Summit?

Impulse zu setzen und den Mut zur Investition und Umsetzung. Wir sind vielleicht nicht mehr ein Land der Denker und Dichter – aber wir sind noch ein führendes Industrie- und Ingenieursland.

Anstatt versuchen andere Staaten mit Zöllen zu bremsen oder zu kritisieren, sollten wir investieren. In Denker und Ingenieure die Mobilität neu zu denken – diese auf die heutige und zukünftige Zeit anzupassen.

Der Staat muss mehr wie ein Unternehmen denken – als Unternehmer muss ich erst einmal investieren, bevor ich einen Ertrag erwarten kann.

Im Rahmen des Summit kann auch Mobilität erlebt werden und Menschen finden zusammen die sich mit Mobilität beschäftigen.

Es wäre schön, wenn aus den Ideen und Diskussionen Aktivitäten entstehen, um die Mobilitätswende schneller umzusetzen. 

Was wollten Sie hinsichtlich intelligenter Mobilitätslösungen von morgen immer schon einmal loswerden? Wild Card!

Vielleicht sollten die politischen Entscheider mehr Jules Verne lesen. Unser größtes Problem ist die Überregulierung und mangelnde Unterstützung von Innovatoren.

Strukturell braucht es technologische Schnellboote.

 ---

Jetzt hier kostenfrei für HEY/MOBILITY HAMBURG am 12. und 13. Juni 2024 in der Handelskammer Hamburg anmelden: https://hey-hamburg.com/tickets

Zurück
Zurück

Speaker Announcement: Andreas Rau, Transport System Bögl

Weiter
Weiter

Speaker Announcement: Dr. Eric Huwer, HSV Fußball AG