Joachim Hinder im HEY/HAMBURG Interview: „Wir müssen das zweidimensionale auto-zentrierte Denken überwinden.“

Joachim Hinder ist Gründer und President von Urban iQ. Sein Unternehmen ist seit Jahrzehnten in der Stadtentwicklung, im Standortmarketing und der neuen urbanen Mobilität tätig. Gemeinsam mit kommunalen Partnern und Technologie-Partnern werden Wohn- und Gewerbeimmobilie-Projekte entwickelt. Modernste Kommunikationstechnologie gewinnt dabei immer mehr an Bedeutung, da Digitalisierung große Chancen für emissionsfreie urbane Mobilitätskonzepte bietet.

Wie definieren Sie Mobilität? Was bedeutet Mobilität für Sie bzw. für Ihr Unternehmen? 
Mobilität heißt Transport – und zwar von allem! Alles was wir für unser tägliches Leben und Arbeiten brauchen, wird transportiert. Also nicht nur Menschen, sondern auch sämtliche Güter. Das bedeutet für uns Mobilität.

Wir bei Urban iQ sind Immobilien-Entwickler und der Wert einer Immobilie hat sehr viel damit zu tun, wie sie erreicht werden kann. Die Anforderungen an die Immobilie wachsen. Damit meine ich den Zugang, rechtliche Rahmenbedingungen, technische Installationen, Betrieb, Versicherung, Fahrzeugpool und vieles mehr. Und wir liefern die Lösungen für diesen Veränderungsprozess. So wird nicht nur die Nutzung verbessert, sondern auch der Immobilienwert gesteigert. Das wiederum hat wesentlichen positiven Einfluss auf die Mobilität in der Region.  

Wie wird die Mobilität in zehn Jahren aussehen?
Je nach Region wird sich das sehr stark unterscheiden. An unserem Standort in Miami beispielsweise rechnen wir mit einer Verzehnfachung der Personenanzahl. Dort wird ein Innovationschub wesentlich schneller notwendig als an anderen Standorten. Desweiteren hängt viel davon ab, ob man einen Standort attraktiv und wettbewerbsfähig machen möchte, ob also der Wille überhaupt dafür da ist.

Da der Platz auf den schon engen Straßen limitiert ist, wird es unabdingbar Alternativen benötigen. Ich denke hier an die dritte Dimension, aber auch an Seilbahnen oder Rohrpostsysteme. Ob Roboter auf den Wegen fahren, wird sich zeigen. Kurzum: Man muss einerseits Verkehr einsparen und andererseits neue Möglichkeiten nutzen.

Was ist für Sie die größte Herausforderung der Mobilitätswende? 
Zentral ist die Infrastruktur. Es muss uns gelingen, das zweidimensionale auto-zentrierte Denken zu überwinden. Muss jede Fahrt von mir selbst gemacht werden? Brauchen wir eine Fahrspur für Roboter? Wie kommt der Roboter oder die Drohne in mein Haus? Hier gibt es noch viel zu tun – Urban iQ kümmert sich darum.

Wie kann sie bewältigt werden? 
Das ist aus meiner Sicht vor allem eine Willensfrage. Miami ist für mich da ein tolles Vorbild. Dort hat man sich bewusst entschieden, Veränderungen positiv zu erleben Folge: Ein positiver Wertzuwachs von 30% in den vergangenen sechs Monaten. Man hat Genehmigungsverfahren massiv vereinfacht, man arbeitet mit Unternehmen zusammen, stellt Geld für Infrastruktur-Veränderung zur Verfügung und ist offen für Gesetzesanpassungen im Zuge der Nutzung neuer Technologien. Durch Änderungen in den Bauvorgaben konnten mehr als 740.000 neue Wohnungen in Miami gebaut werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass wir in der City of Miami Beach innerhalb von zwei Wochen Termine mit sieben Stadtdirektoren bekommen haben und eine generelle Zusage, dass wir unser Produkt MOVE IQ in privaten Wohngebäuden betreiben dürfen und sogar kostenfrei in öffentlichen Parkhäusern parken dürfen mit unseren Fahrzeugen. 

Worin bestehen die größten Mobilitäts-Herausforderungen für Ihre Branche? 
Im Regelwerk zur Nutzung von neuen Technologien und Geschäftsmodellen. Die Frage ist, wie schnell es gelingt, Gesetze und Betriebsregeln, Versicherungen etc. an neue Realitäten anzupassen.

Welche Mobility Best Cases beeindrucken Sie gerade ganz besonders und warum? 
Es gibt viele interessante Produkte, die gerade entwickelt werden. Am meisten beeindruckt mich derzeit die schon erwähnte Region Florida/Miami. Ich bin wirklich fasziniert davon, wie schnell die „Magic City“ in die „Future City“ umgebaut wird. Es ist unglaublich, wie die Region einen Zufluss von Geld und Firmen erhält, Baugesetze und Vorgaben verändert und einen Boom kreiert, wie ich ihn noch nicht erlebt habe. Es ist toll, wenn man Bestandteil eines solchen Wandels ist. 

Wo steht Ihre Branche/Ihr Unternehmen in puncto Mobilität in 5 Jahren? 
Wir sind auf dem Weg, mit unserem Konzept ein führender Anbieter von Mobilität für geschlossene Nutzergruppen zu werden. Damit reduzieren wir den Verkehr je nach Standort um 15% und erhöhen den Komfort und Wert einer Immobilie.

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HEY/HAMBURG findet vom 21. bis 23. Juni 2023 statt

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Dr. Xue Wang im HEY/HAMBURG Interview: „Die Zukunft der Mobilität ist emissionsfrei und intelligent.“