Mobilitätsexperte und Zukunftsforscher Stefan Carsten im HEY/HAMBURG Interview

Stefan Carsten steht am Freitag, dem 23. Juni 2023 bei HEY/HAMBURG auf der Main Stage. Vorab haben wir ihm ein paar Fragen zur Mobilität der Zukunft gestellt:

Wie definieren Sie Mobilität? Was bedeutet Mobilität für Sie? 

Mobilität ist viel mehr als nur die Voraussetzung am Verkehr teilzunehmen. Mobilität bedeutet Alternativen zur Verfügung zu haben, bewerten zu können, mit welchem Verkehrsmittel ich unterwegs sein möchte oder muss. Transportiere ich etwas, regnet es, treffe ich mich nach der Arbeit noch mit Freunden. Reise ich nachhaltig, komfortabel oder kostengünstig? Für jede dieser Situationen und Anforderungen braucht es unterschiedliche Optionen aus denen ich als NutzerIn bewerten und auswählen kann. Dies ist heute schon in vielen Städten bis zur Kleinstadt möglich. Nicht jedoch auf dem Land. Eine Verkehrswende auf dem Land braucht also Mobilität, die es dort heute nicht gibt.

Wie definieren Sie die Zukunft der Mobilität? Und was sind die größten Herausforderungen?

Die Zukunft der Mobilität basiert auf drei Paradigmen: Active Lifestyles, Seamless Mobility und Transformative Drive(s). Das erste fördert und betont aktive Mobilität, also Fußgänger und Radfahrer und schafft dafür neue Räume in Stadt und Land, in dem Straßen und Parkplätze zugunsten von aktiver Mobilität zurückgebaut werden. Seamless Mobility sieht den ÖPNV als Rückgrat und Integrator einer multimodalen Zukunft. Zugang definiert die Qualität der Mobilität und nicht mehr Produkte. Gerade dieser Zugang wird für Unternehmen immer wichtiger, wenn es zum die flexible Gestaltung von Pendler- und Geschäftsreisen geht. Transformative Drive(s) fragt wer wie mobil ist. Es ist die Abkehr von fossilen Antrieben und Abkehr von menschlichen Fahrer. Autonome Mobilität auf der Basis von batterieelektrischen Antrieben lässt Tankstellen obsolet werden und schafft die Basis für eine nachhaltige Antriebswende.

Was ist für Sie die größte Herausforderung der Mobilitäts- und Energiewende? Wie kann sie bewältigt werden?

Die Überwindung der Abhängigkeiten vom autozentrierten Denken. Deutschland steht sich bei der Verkehrswende selbst im Weg und schafft es nicht, die Pfadabhängigkeiten des Systems Automobil zu verlassen. Dabei würde genau dies einen ungeheuren Aufbruchsimpuls erzeugen. Deutschland würde aus einer Staugesellschaft, also einer Gesellschaft im Stillstand zu einer mobilen Gesellschaft werden. Wir werden gesünder, aktiver und ökonomisch deutlich besser gestellt. Dafür ist aber ein Verständnis vonnöten, dass die Mobilität eng mit Energie, Immobilien, Gesundheit verwoben sind. Dieses systemische Denken fehlt leider völlig in Deutschland.

Was war Ihre erste Erinnerung oder Erfahrung im Bereich Mobilität? Was hat Sie nachhaltig geprägt?

Die Einführung des iPhones und die damit verbundene immer stärkere Durchdringung von Mobilitätsangeboten in der Hosentasche. Daten über die Verfügbarkeit von Angeboten und Wege in einer Stadt standen plötzlich (nahezu) ubiquitär zur Verfügung. Das hat mein persönliches Mobilitätsverhalten drastisch verändert. Für mich wurde Mobilität zum Spiel der Möglichkeiten und genau das ist es noch immer.
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