Murat Bayram von EMR im HEY/HAMBURG Interview

Murat Bayram von EMR steht bei HEY/HAMBURG am 22. Juni 2023 auf der Main Stage. Vorab haben wir ihm ein paar Fragen zur Mobilität der Zukunft gestellt:

Wie definieren Sie Mobilität? Was bedeutet Mobilität für Sie bzw. für Ihr Unternehmen? 

Das Thema Mobilität hat viele Facetten. Mobilität ist unter anderem ein sehr wichtiges Fundament für Wirtschaft und Gesellschaft. Beeinträchtigungen bei Gütertransporten, wie wir es in den letzten Jahren durch die verschiedenen Krisen erfahren haben, führt zu Lieferengpässen, die der Wirtschaft und Gesellschaft schaden. Für mich persönlich bedeutet Mobilität auch ein Stück Freiheit. Ich möchte situativ, ad hoc das jeweils bestmögliche Verkehrsmittel benutzen können, um ans Ziel zu kommen. Das können die öffentlichen Verkehrsmittel, das Auto oder das Fahrrad sein.  

Wie definieren Sie die Zukunft der Mobilität? Und was sind die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen und Ihre Branche?

Wir verbrauchen mittlerweile doppelt so viele Rohstoffe, wie uns die Erde zur Verfügung stellen kann. Der Earth Overshoot Day fiel 2022 auf den 28. Juli. Ab diesem Tag haben wir letztes Jahr mehr natürliche Ressourcen verbraucht, als diese nachwachsen konnten. Der ökologische Fußabdruck muss deshalb viel mehr in den Vordergrund rücken. Die Mobilitätswende kann aber nur gelingen, wenn man die Gesellschaft mit in diesen Wandel einbindet.

Die Einführung von E-Scootern hat vielleicht mehr Mobilität in unsere Hansestadt gebracht – aber auch viele Probleme für die Recyclingbranche. Wir sehen als Branche, dass Produkte immer komplexer werden und schwieriger zu recyceln. Diese Herausforderung könnte man besser lösen, wenn man unsere Branche bei der Entwicklung von neuen Gütern viel mehr involviert, so dass ein Produkt vom Ende aus konzipiert wird, damit wir die Kreislaufwirtschaft nicht nur auf dem Papier haben. 

Was ist für Sie die größte Herausforderung der Mobilitäts- und Energiewende? Wie kann sie bewältigt werden? Und was ist der Beitrag Ihres Unternehmens zur Lösung dieser Herausforderungen?

Die Recyclingbranche hat sich bereits seit vielen Jahren auf die Mobilitätswende eingestellt und optimiert immer mehr die logistischen Wege von Rohstoffen aus dem Recycling. Dabei werden immer mehr lokale, nationale und globale Vereinbarungen getroffen, um doppelte Wege zu sparen. Als European Metal Recyling stellen wir immer mehr auf elektrifizierte mobile Kräne um und investieren in alternative Energien. Eines der Konzepte, die wir als Firma entwickelt haben ist der sustainable port Hamburg, wo CO2-neutral Rohstoffe aus dem Recycling gewonnen werden und das Terminal komplett autark mit Hilfe einer Windkraftanlage mit Energie versorgt werden könnte. 

Welche Vorbilder im Bereich der Mobilität (Unternehmen, Personen, Best Practice) beeindrucken Sie gerade besonders und warum? 

Im gewerblichen Mobilitätsbereich schauen wir sehr gespannt auf die Entwicklung mit Wasserstoff. Wasserstoff könnte den Lkw-Verkehr künftig klimafreundlich mit Energie versorgen und es ist gut zu sehen, dass die Hansestadt Hamburg in diesem Punkt viele Ideen unterstützt. Persönlich war ich von dem Projekt in Bergedorf begeistert, wo komplett autonom fahrende Busse getestet wurden. Auch wenn die Forschung noch nicht beendet ist, erhoffe ich mir eines Tages in der Zukunft, dass durch autonomes Fahren schwere Unfälle reduziert und der Verkehrsfluss optimiert werden kann. 

Wo steht Ihr Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt in Bezug auf Mobilität und wo sehen Ihre Entwicklung in fünf Jahren?

Wir sind kurz davor unseren dritten Standort in der Hansestadt zu eröffnen. Hier werden wir in diesem Jahr anfangen, Batterien aus Elektroautos wieder zu recyceln. Die notwendigen Voraussetzungen für eine Transformation zur E-Mobilität sind Rohstoffe wie beispielsweise Kobalt und Lithium. Als Recyclingbranche und als European Metal Recycling GmbH sehen wir in fünf Jahren, dass wir diese wichtigen Rohstoffe immer mehr aus den alten Batterien retten können. Hierfür brauchen wir natürlich geeignete Flächen und Vereinfachungen bei den Genehmigungsverfahren, um die benötigten Kapazitäten schneller zu verwirklichen,  damit wir auf einen sehr dynamisch wachsenden E-Mobilitätsmarkt reagieren können. 

Hamburg ist Europas Hauptstadt der Mobilität und vereint wie keine andere Stadt die Mobilität zu Lande (Straße und Schiene), zu Wasser und in der Luft. Worauf freuen Sie sich besonders bei HEY/HAMBURG?

Hamburg bedeutet für mich Heimat, Wissenschaft, Wirtschaft und Lebensqualität. Ich freue mich, dass wir diese tolle Veranstaltung in der Hansestadt haben, und möchte gerne interessante Gespräche führen, die neuesten Erkenntnisse, Trends und Innovationen kennenlernen. 

Was war Ihre erste Erinnerung oder Erfahrung im Bereich Mobilität? Was hat Sie nachhaltig geprägt?

Meine erste Erinnerung, die ich mit Mobilität in Verbindung bringe, beinhaltet Tränen, Schmerzen und ein endloses Freiheitsgefühl. Ich war sechs Jahre alt und lebte mit meinen Eltern am Randgebiet Hamburgs, in Vierlanden. Eines Tages stand es vor mir: ein dunkelblaues Fahrrad mit drei Gängen, einer Rücktrittsbremse und Katzenaugen, die sogar im Tageslicht glänzten. Ich höre noch heute meine Eltern sagen, ich solle es ruhig angehen – da saß ich bereits auf dem Sattel und landete anschließend dort, wo uns alle die Gravitationskraft hinzieht: auf dem Boden der Tatsachen. Nach zahlreichen Schrammen, Beulen und blauen Flecken hatte ich es geschafft und fuhr bis an den Deichrand. Diese erste Fahrt und das Gefühl fast fliegen zu können, habe ich niemals vergessen und sehe die gleichen leuchtenden Augen heute bei meinen Kindern, wenn diese auf ihren Fahrrädern versuchen abzuheben. 


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