Santh Sathya im HEY/HAMBURG Interview: „LuftCar wird das Model T für fliegende Autos sein.“

Santh Sathya hat im März 2021 LuftCar gegründet und ist heute CEO des Unternehmens. LuftCar will autonome Mobilität in der Luft und auf der Straße ermöglichen. Ein fliegendes Auto soll bereits 2026 Realität werden. Zentrale Herausforderungen sind für ihn das Tempo, in dem von den Regulierungsbehörden Vorschriften an neue Konzepte angepasst werden können und die Finanzierung von echten Innovationsprojekten. Santh Sathya war zuvor in verschiedenen Positionen bei L3Harris, Boeing, Johnson Controls und GE Energy tätig.

Wie definieren Sie Mobilität? Was bedeutet Mobilität für Sie bzw. für Ihr Unternehmen?
Bei der Mobilität der Zukunft geht es um die Demokratisierung des Reisens und die Freiheit des Reisens. Alle Verkehrsträger - ob Individual-, Regional-, Güterverkehr oder Mitfahrgelegenheiten - werden Einzelpersonen oder Gruppen künftig die Möglichkeit bieten, zeitlich und örtlich flexibel zu reisen. All dies wird die Elektrifizierung der Mobilität möglich machen. 

LuftCar wird das eVTOL für Luft und Straße sein, das Einzelpersonen, Familien und Frachtunternehmen die Freiheit bietet, zu geringen Kosten in der Luft unterwegs zu sein. Das LuftCar-Team übernimmt damit Verantwortung für eine tatsächlich Null-Emissions-Zukunft – und zwar mit einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb mit grünem Wasserstoff in der elektrischen Luftfahrt.

Wie wird die Mobilität in zehn Jahren aussehen?
Die Zukunft der Mobilität hängt weitgehend von Innovationen und Veränderungen in der Energiewirtschaft ab - insbesondere bei der Energiespeicherung. Auch wenn Batterien aktuell aufgrund im Vorteil sind, gewinnt Wasserstoff wieder an Fahrt. Wir werden bessere Elektrifizierungslösungen für Langstrecken und nachhaltige Reisen durch effektive Wasserstoffspeicherung an Bord sehen. Ich erwarte, dass die elektrische Luftfahrt eine Brücke zwischen entlegenen Gemeinden und städtischen Zentren schlagen wird. LuftCar wird das "Model T für fliegende Autos" sein und die Geografie auf der ganzen Welt verändern, so wie das Model T die amerikanische Landschaft verändert hat.

Was ist für Sie die größte Herausforderung der Mobilitätswende? Wie kann sie bewältigt werden? 
Die größten Herausforderungen für den Übergang zur Mobilität sind erstens das Tempo, in dem Vorschriften ständig überarbeitet und an neue und aufkommende Konzepte angepasst werden müssen. Und zweitens die Fähigkeit, wichtige bahnbrechende, tiefgreifende technologische Innovationen zum richtigen Zeitpunkt zu finanzieren - insbesondere wenn Unternehmen noch keinen Prototyp haben und erst über ein tragfähiges Konzept verfügen. Mein Vorschlag ist, dass jedes Land bzw. jede Region ein eigenes, hoch risikotolerantes Ökosystem für die Finanzierung von Unternehmen in der Frühphase entwickelt.

Welchen Beitrag leistet Ihr Unternehmen für die Mobilitätswende?
LuftCar bietet ein autonomes Luft- und Straßenfahrzeug an, ein fliegendes Auto - eine echte Lösung für die Zustellung von Produkten und Dienstleistungen auf der letzten Meile, von Tür zu Tür. Wir werden mehrere Branchen bedienen, wie z.B. Fracht- und Regionalverkehr, Verteidigung und Freizeit. LuftCar wird ländliche mit städtischen Gebieten zu niedrigen Kosten verbinden. Durch die nahtlose Verbindung von Luft und Straße werden Immobilien, die bisher weniger begehrt waren, neu ins Spiel kommen. LuftCar setzt auch Wasserstoff-Brennstoffzellen- und Batterie-Hybrid-Antriebe ein, die die Wasserstoffwirtschaft weltweit beschleunigen. Wir werden uns in die bestehende Infrastruktur einfügen, wir werden nicht allzu viele Verteilerstellen innerhalb der Stadt benötigen und auch nicht den Luftraum über den Städten verstopfen.

Worin bestehen die größten Mobilitäts-Herausforderungen für Ihre Branche? 
Zentral sind die sich ändernden Zertifizierungsanforderungen und das Luftverkehrsmanagement mit seinen neuen Konzepten. Was LuftCar betrifft, so müssen wir sowohl für die Sicherheit auf der Straße als auch in der Luft eine Zertifizierung erhalten. Die Lufttüchtigkeit und die Verkehrstauglichkeit des Fahrzeugs müssen während der gesamten Betriebszeit dynamisch überwacht werden. Wir werden selbstverständlich mit der FAA, der EASA und anderen Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten, um die Anforderungen zu erfüllen. Zudem erfordert Wasserstoff als Kraftstoffträger die Entwicklung neuer Vorschriften und Normen – auch daran will LuftCar mitwirken.

Welche Mobility Best Cases beeindrucken Sie gerade ganz besonders und warum? 
Das multimodale Luft- und Straßenfahrzeugkonzept (CONOPS) von LuftCar sieht vor, dass das Luftfahrzeug in bestimmten Gebieten in oder um der Stadt herum landen kann, während das Straßenfahrzeug den Menschen hilft, innerhalb der städtischen Umgebung unter Nutzung der bestehenden Infrastruktur zu reisen. Unser CONOPS trägt zur Optimierung des regionalen Luft- und Straßenverkehrs bei. Wir verhindern Staus in städtischen Gebieten, da wir die Notwendigkeit für häufige Umsteigeverbindungen beseitigen. Wir planen außerdem, dass Straßen- und Luftfahrzeuge untereinander austauschbar sind, so dass die Menschen nur die weniger teuren Straßenfahrzeuge kaufen und die Luftfahrzeuge bei Bedarf an LuftPads (Wasserstofftankstellen) mieten können. Die Luftfahrzeuge werden ständig im Einsatz sein und den regionalen Luftverkehr für Entfernungen von weniger als 500 Meilen revolutionieren.

Wo steht Ihre Branche/Ihr Unternehmen in puncto Mobilität in 5 Jahren? 
Wir gehen davon aus, dass der eVTOL-Sektor für Luft- und Straßenmobilität bis 2030 mit einer CAGR von 100 % wachsen wird, wobei Fracht und Katastrophenhilfe die ersten Märkte sein werden. Wir werden LuftCar bis 2026 auf den Markt bringen und planen, das erste pragmatische wasserstoffbetriebene eVTOL-Fahrzeug für Luft- und Straßenverkehr zu sein, das Städte verbindet.

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