Murat Bayram im HEY/HAMBURG Interview: „Die Recyclingbranche hat sich bereits seit vielen Jahren auf die Mobilitätswende eingestellt.“

Murat Bayram, Geschäftsführer der EMR European Metal Recycling GmbH, wirft in unserem Interview einen spannenden Blick auf das Thema Mobilität aus Sicht der Recyclingbranche. Er ist überzeugt: Ein früheres Involvement würde das Prinzip der Kreislaufwirtschaft noch mehr in die Realität bringen.

Wie definieren Sie Mobilität? Was bedeutet Mobilität für Sie bzw. für Ihr Unternehmen?
Das Thema Mobilität hat viele Facetten. Mobilität ist unter anderem ein sehr wichtiges Fundament für Wirtschaft und Gesellschaft. Beeinträchtigungen beim Gütertransport, wie wir es aktuell durch die verschiedenen Krisen erfahren, führen zum Beispiel zu Lieferengpässen, die beiden Elementen schaden. Für mich persönlich bedeutet Mobilität auch ein Stück Freiheit. Ich möchte situativ und ad hoc das jeweils bestmögliche Verkehrsmittel nutzen können, um ans Ziel zu kommen. Das können die Öffentlichen Verkehrsmittel, das Auto oder das Fahrrad sein.

Was ist für Sie die größte Herausforderung der Mobilitätswende? Wie kann sie bewältigt werden?
Wir verbrauchen mittlerweile doppelt so viele Rohstoffe, wie uns die Erde zur Verfügung stellen kann. Der Earth Overshoot Day fiel 2021 auf den 29. Juli. Ab diesem Tag haben wir mehr natürliche Ressourcen verbraucht, als nachwachsen konnten. Der ökologische Fußabdruck muss deshalb viel mehr in den Vordergrund rücken. Die Mobilitätswende kann aber nur gelingen, wenn man die Gesellschaft mit in diesen Wandel einbindet. Die Einführung von E-Scootern hat vielleicht mehr Mobilität in unsere Hansestadt gebracht – aber auch viele Probleme für die Recyclingbranche. Wir sehen als Branche, dass Produkte immer komplexer werden und schwerer zu recyceln sind. Diese Herausforderung könnte man besser lösen, wenn man unsere Branche bei der Entwicklung von neuen Gütern viel mehr involviert, so dass ein Produkt vom Ende aus konzipiert wird, damit wir die Kreislaufwirtschaft nicht nur auf dem Papier haben.

Worin bestehen die größten Mobilitäts-Herausforderungen für Ihre Branche?
Die Recyclingbranche hat sich bereits seit vielen Jahren auf die Mobilitätswende eingestellt und optimiert verstärkt die logistischen Wege von Rohstoffen aus dem Recycling. Dabei werden immer mehr lokale, nationale und globale Vereinbarungen getroffen, um doppelte Wege zu sparen. Als European Metal Recyling stellen wir weiter auf elektrifizierte mobile Kräne um und investieren in alternative Energien. Eines der Konzepte, die wir als Firma entwickelt haben, ist der „sustainable port Hamburg“, bei dem CO2-neutral Rohstoffe aus dem Recycling gewonnen werden und das Terminal komplett autark mit Hilfe einer Windkraftanlage mit Energie versorgt werden könnte.

Welche Mobility Best Cases beeindrucken Sie gerade ganz besonders und warum?
Im gewerblichen Mobilitätsbereich schauen wir sehr gespannt auf die Entwicklung mit Wasserstoff. Wasserstoff könnte den Lkw-Verkehr künftig klimafreundlich mit Energie versorgen und es ist schön zu sehen, dass die Hansestadt Hamburg in diesem Punkt viele Ideen unterstützt.

Wo steht Ihre Branche/Ihr Unternehmen in puncto Mobilität in 5 Jahren?
Die notwendigen Voraussetzungen für eine Transformation zur E-Mobilität sind Rohstoffe, wie beispielsweise Kobalt und Lithium. Als Recyclingbranche und als European Metal Recycling GmbH sehen wir in 5 Jahren, dass wir diese wichtigen Rohstoffe immer mehr aus den alten Batterien retten können. Hierfür brauchen wir natürlich geeignete Flächen und Vereinfachungen bei den Genehmigungsverfahren, um die benötigten Kapazitäten schneller zu verwirklichen, damit wir auf einen sehr dynamisch wachsenden E-Mobilitätsmarkt reagieren können.

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